
| Orkan "Kyrill" im Zeichen des Klimawandels |
Orkan "Kyrill", der wie vorhergesagt, im Windschatten der Schwäbischen Alb ohnehin nicht so heftig gewütet hat, wie in den anderen Regionen Süddeutschlands und der natürlich einem Vergleich mit dem "Jahrhundert-Orkan Lothar" bei weitem nicht standhält, ist für sich genommen kein Beleg für den Klimawandel. Stürme dieser Art hat es schon immer gegeben und wird es auch immer wieder geben. Doch das Wetter ist seit Monaten außer Rand und Band und fällt von einem Extrem ins andere.
Auf einen ungewöhnlich langen, kalten und schneereichen Winter mit dem niedrigsten Wasserstand des Bodensees seit 150 Jahren und Rekordschneehöhen im März und dem kältesten Sommeranfang seit 50 Jahren folgte eine in Mitteleuropa bislang beispiellose Hitzewelle. Nach dem vielerorts heißesten Juli seit mindestens 500 Jahren, was sich anhand von Bohrungen im Gletschereis eindeutig nachweisen lässt, ging es über Nacht von Klimabedingungen wie in Süditalien in nordskandinavische Verhältnisse. Im kältesten, regenreichsten und sonnenscheinärmsten August seit Menschengedenken sorgten allenfalls die Zimmerheizungen für wohlige Wärme, und dies während der Hundstage, der normalerweise heißesten Zeit des Jahres. Was danach kam, machte die Wetterkundler dann aber endgültig sprachlos. Der September drei Grad zu warm, Oktober und November sogar dreieinhalb Grad, alle drei Monate zu trocken und ausgesprochen sonnenscheinreich, der Herbst brach alle Rekorde. Und daran änderte sich auch in den folgenden Wochen nichts. Im Dezember grünt, sprießt und blüht es, als stehe der Frühling unmittelbar bevor. Die Pollen fliegen und die Rinder weiden auf sattgrünen Wiesen. Die ersten beiden Januardekaden sind die mit Abstand wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und wintersporttaugliche Schneeverhältnisse findet man wochenlang erst oberhalb von 1500 bis 2000 Metern. Mitte Januar werden Tagesmittelwerte (nicht zu verwechseln mit den Tageshöchstwerten!) zwischen plus 10 und plus 12 Grad gemessen, Werte wie man sie selbst im Juni und Juli nicht jeden Tag erreicht! Und auch wenn es nun im Laufe der Woche erstmals in diesem Winter mit Tiefstwerten unter minus 10 Grad endlich einmal richtig klirrend kalt werden wird, letztlich dürfte dieser Januar ebenfalls als außergewöhnlich mild in die Annalen der Meteorologie eingehen.
Diese auffällige Häufung besonderer Wettererscheinungen nur dem Zufall zuzuschreiben, ist zu kurz gegriffen. Kaum zu glauben, dass es noch Leute, sogar in klimarelevanten Führungspositionen gibt, welche den längst stattfindenden und eindeutig nachweisbaren Klimawandel, aus Sicht seriöser Wissenschaftler eines der dringlichsten Probleme der Menschheit, herunterspielen, ja mitunter schlichtweg nicht wahrhaben wollen, nach dem Motto "So was gab es früher doch auch schon". Dies alles mit Wetterkapriolen zu umschreiben, wie sie immer wieder mal vorkommen können, ist Schönfärberei, um von dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen abzulenken.







